Es gibt inzwischen
viele "Reiki-Wege" und Ansichten, die alle ihre Gültigkeit und
Daseinsberechtigung haben. Es geht hier nicht darum, die von der Tradition abweichenden
Wege und Ansichten zu verurteilen, sondern um klare Unterscheidung.
Es ist auch klar zu unterscheiden
zwischen der Selbstheilmethode Reiki, die als USUI-System Natürlicher Heilung erlernbar
ist und dem landläufigen Begriff der Geistheilung, welche gewöhnlich auf angeborener
Heilfähigkeit beruht.
In diesem Zusammenhang ist kurz auf
die Schattenseiten des in der Heiler- und Reiki-Szene verbreiteten Altruismus einzugehen.
Im Unterschied zur echten Selbstlosigkeit, die unbemerkt wirkt, beruht vorgezeigter
Altruismus nicht auf einer Ego Transzendenz, sondern auf einer Veränderung des
Wertesystems. Dabei verzichtet das Ego vordergründig auf materiellen Anspruch oder
Ausgleich und tauscht ihn gegen einen Heiligenschein ein. Dies ist kein echtes Geben,
sondern ein Geschäft. Das alte Verhaltensmuster hat sich nicht aufgelöst sondern ist in
ein neues Gewand und auf eine andere Ebene geschlüpft. Tatsächliche Ego-Transzendenz
dauert viele Jahre und bedingt Schattenintegration.
Dies ist nicht nur bei
Reiki-Seminaren zu beachten sondern gilt auch für Behandlungen. Erfahrene Therapeuten und
Heiler wissen, dass in ihrem Bereich der Altruismus besser draußen bleibt. Er verhindert
den wichtigen eigenverantwortlichen Beitrag des Patienten und kann Schuldgefühle und
Abhängigkeiten erzeugen.
Die Kernaussagen von Peter Gilgen
zum Thema Reiki und Geld stehen in direktem Widerspruch zum traditionellen USUI-System
Natürlicher Heilung. Gilgens Ausführungen, sowie seine Behauptung, die RVS stehe als
Markenzeichen für exakte und seriöse Reiki-Ausbildungen nach den Inhalten des
traditionellen USUI-Systems verwässern und entstellen diese Methode.
Hintergründe
zur traditionellen Lehre:
Die
traditionelle Lehre ist zwar durch den japanischen Zen-Buddhismus geprägt, jedoch an die
moderne Welt angepasst. Sie gründet nach wie vor auf dem Lehrer-Schüler Verhältnis
und wird ausschließlich mündlich unterrichtet.
Nicht das Ziel ist wesentlich,
sondern der Weg. Der Schüler wird erst dann auf einen neuen Energielevel eingestimmt,
wenn er das bisherige Energiepotential integriert hat. Die minimale Zeitspanne bei täglichem
Praktizieren ist beim I. Grad auf drei Monate und beim II. Grad auf zwei Jahre und beim
III. Grad auf drei Jahre angesetzt.
Die Form der traditionellen Lehre,
das USUI-System Natürlicher Heilung, ist sehr ausgeklügelt. Jedes Ding darin hat seinen
Sinn, so auch die Preise und die Aufteilung der Energiegrade.
Der Preis für den I. Grad ist nicht
billig, aber erschwinglich angesetzt, so dass die Methode von jedem, der tatsächliches
Interesse daran hat, erlernt werden kann (Breitenwirkung). Der II. Grad ist für jene
gedacht, die den ersten Grad bereits voll ausgeschöpft haben und weitergehen möchten
oder beispielsweise beruflich (therapeutisch) mit Reiki arbeiten (Tiefenwirkung). Der III.
Grad, auch Meister- oder Lehrergrad genannt, ist nur für jene gedacht, die das
Unterrichten und Weitervermitteln von Reiki als Lebensweg und Berufung betrachten.
Die traditionelle Aufteilung
gewährleistet Breitenwirkung und Tiefenwirkung unter gleichzeitiger Wahrung der
Qualität. Modifikationen, die einer stärkeren Verbreitung von Reiki dienen sollen, sind
überflüssig und schaden der Sache. Es hat sich auch nicht bewährt, die traditionelle
Aufteilung zu ändern. Die Erfahrung zeigt beispielsweise, daß die III. Grad-Energie
nicht erschlossen oder aufrechterhalten werden kann, wenn man nicht unterrichtet.
Essenz und
Form
Die Essenz
oder der Inhalt der traditionellen Reiki-Lehre wird über die ganz bestimmte Form
des USUI-Systems Natürlicher Heilung aufbewahrt und weitervermittelt. Seine Richtlinien
sind ausgewogenen und gründen auf jahrzehntelanger Erfahrung. Usui selbst hat
diese Form entwickelt und es steckt einiges mehr dahinter, als auf den ersten Blick
ersichtlich ist.
Ohne Einhaltung der traditionellen
Ausbildungsweise kann die Reiki-Energie nur mit deutlichen Einbußen weitervermittelt
werden. Die Missachtung der vorgeschriebenen Integrationszeiten, insbesondere für den
III. Grad, hat dazu geführt, dass die Essenz von Reiki vielerorts verloren gegangen ist
und der technische Teil zur inhaltslosen Hülse (Spreu) verkümmerte. Diese Spreu
verbreitet sich zwar leicht, kann sich aber nicht vermehren, weil ihr der Kern, die Essenz
der Sache, fehlt.
Essenz und Form stehen hier in enger
Korrelation. Wird die Form verändert, wirkt sich das unweigerlich auf den Inhalt (die
Essenz) aus. Wer die Form vorerst akzeptiert und innerhalb der Richtlinien den
persönlichen Wachstums- und Reifeprozess vollständig durchläuft, kann ihre Essenz (die
Reiki-Energie) ganz integrieren und das nötige Verständnis für den Umgang damit
erlangen.
Es ist kennzeichnend,
dass der
aktuelle Ausverkauf von Reiki von Lehrern eingeleitet und weitervermittelt wurde und wird,
die durch eine vermeintliche Abkürzung ihres Integrationsprozesses dieses ganzheitliche
Verständnis nicht erlangt haben.
Preis und
Qualität
Die
traditionellen Ausbildungsrichtlinien warnen seit jeher vor einer Billig-Vermittlung der
Reiki-Energie. Die Behauptung, die Qualität von Reiki sei mit Sicherheit unabhängig vom
Preis, ist purer Unsinn. Tatsache ist, dass Qualität in der materiellen Realität nicht
oder zumindest nicht dauerhaft unabhängig vom Preis existieren kann. Dies gilt erst recht
für unsichtbare "Dinge" wie Reiki. Wer diese Energie in guter Qualität in die
Materie bringen will, muss erstens viele Jahre diszipliniert daran arbeiten und zweitens
bei der Weitervermittlung auf einen Preis bestehen, der die Sache nicht bereits von
vornherein entwertet.
Von den ersten Meistern, die zu
Beginn der 80er Jahre, als Reiki nach Europa kam, die traditionelle Meister-Ausbildung
durchlaufen und die Energie gemäss den Richtlinien integriert haben, kenne ich praktisch
alle noch persönlich. Trotz dem Preiszerfall bietet niemand von ihnen Schnell- und
Billigkurse an.
Das Gerücht, die traditionellen
Preise seien eine Kartell-Verschwörung, kann ich persönlich entkräften. Als sich der
Qualitätszerfall im Verband der Alliance einschlich, bin ich 1990 als eines der ersten
Mitglieder aus dieser Organisation ausgetreten. Ich war und bin nicht an Preisvorgaben
gebunden. Als sogenannt freie Reiki-Lehrerin (allerdings mit traditioneller Ausbildung)
weichen meine Preise dennoch kaum merklich von den Richtlinien dieser Organisation ab.
Die Wurzeln
der traditionellen Preise
Spirituelle
Energie in die Materie hineinzutragen ist nur möglich unter Berücksichtigung der
irdischen Gesetze und Gegebenheiten. Auch Usui machte diese Erfahrung. Sein System ist ein
ganzheitliches System, welches im Gegensatz zu den Behauptungen von Herrn Gilgen auch die
materielle Ebene über Geld von Anfang an klar und ganz bewusst miteinbezogen hat.
Usui hatte anfänglich kostenlos
Bettler in den Slums geheilt. Nach einiger Zeit sah er sich jedoch mit deren Undank und
Bequemlichkeit konfrontiert und entwickelte gerade aus dieser Erfahrung heraus
das USUI-System Natürlicher Heilung! Bei diesem System ist es von
Bedeutung, dass jeder, der Reiki lernen und integrieren will, seinen eigenen Beitrag in
Form von Geld oder entsprechender Fronarbeit leistet.
Für den I. Energie-Grad verlangte
Usui einen Wochenlohn, der II. Grad kostete ein Monatsgehalt und die Meisterausbildung ein
Jahresgehalt!
Frau Takata, die nach Usui's
Nachfolger Hayashi bis zu ihrem Tode Oberhaupt und Repräsentantin der Methode war und sie
von Japan nach Amerika brachte, bezahlte 1936 einen Preis von 500 US $ für den II. Grad.
Diesen Preis hatte sie selbst bis zu ihrem Tod 1980 (!) beibehalten. Er bedeutet nicht nur
Geld, sondern Verzicht für eine bestimmte Sache.
Die Ursachen
des Qualitätszerfalles
Der
Kernaussage von Peter Gilgen, Reiki sei hauptsächlich durch die traditionell hoch
angesetzten Preise für die höheren Grade in Verruf geraten, muss ich aus meiner
13-jährigen Erfahrung deutlich widersprechen. Solange die Einhaltung der traditionellen
Ausbildungsrichtlinien für Reiki-Lehrer kontrollierbar waren, hatte Reiki einen sehr
guten Ruf. Von diesem Ruf lebt Reiki heute noch, auch wenn es ihm in vielen Fällen nicht
mehr gerecht wird.
1988 entschied sich Phyllis Lei
Furumoto, Enkelin von Frau Takata und derzeitiges Oberhaupt des USUI-Systems, das
sogenannte Grossmeistertum, welches sie alleine berechtigte Meister auszubilden, zu
öffnen. Dadurch konnten nun Meister ihre Schüler ebenfalls zu Meistern ausbilden. Die
Weitergabe des Meistergrades war und ist jedoch an klare Bedingungen geknüpft. Verlangt
wird u.a. nach der Ausbildung, bei fortwährendem Unterrichten der ersten beiden
Energiegrade sowie täglichem Praktizieren, eine mindestens 3-jährige Erfahrungszeit.
Bei nur gelegentlichem Unterrichten und Praktizieren, verlängert sich diese Integrationszeit
entsprechend.
Wird das Integrationsminimum
unterschritten, kann das Energiepotential nur mit entsprechenden Einbussen
weitervermittelt werden. Hat man also einen oder gar mehrere Lehrer in seiner Linie,
welche nur einen Teil der Energie integriert haben, bevor sie den III. Grad weitergaben,
so kann eine solche Einstimmung teilweise oder abgesehen vom Placebo-Effekt, sogar völlig
wertlos sein.
Das Nichteinhalten der
Ausbildungsbedingungen hat zu einem mangelhaften Ausschöpfen der Energiegrade geführt.
Dies schlug sich u.a. auch direkt in der Wertschätzung nieder und förderte den rapiden
und massiven Qualitätszerfall des heute verbreiteten kommerziellen Billig-Reiki. Viele
Meister vermitteln nur noch einen Bruchteil des ursprünglichen Energiepotentials.
Zusammen mit dem Placebo-Effekt, der
durch die eigene Vorstellungs- oder Einbildungskraft durchaus auch einen heilsamen
Energiefluss bewirken kann, ist dieses Vermitteln der leeren Technik (Spreu) zwar nicht
wertlos, aber doch grundverschieden von der traditionellen Methode.
Die
Integration der Reiki-Energie
Bei der
Integration von Reiki geht es darum, die individualisierten Anteile der Lebensenergie (Ki)
mit dem reinen, universalen allumfassenden Referenzanteil (Rei) zu harmonisieren. Rei ist
auf der spirituellen Ebene sowie im Kern aller Ebenen stets vorhanden. In den dichteren
Ebenen ist der Zugang zum Kern allerdings auf Grund von Ki-Dissonanzen erschwert oder gar
verschüttet. Durch die Reiki-Einstimmungen, kann die Verbindung zu Rei bis in die
Bereiche hinein wieder hergestellt werden, die der Lehrer bei sich durch Integration
bereits harmonisiert hat. Das heißt nicht, dass die Dissonanzen des Schülers dadurch
automatisch verschwinden. Es bedeutet lediglich, dass nun durch stetes Praktizieren von
Reiki die Möglichkeit besteht, die eigenen Ki-Dissonanzen allmählich wieder mehr und
mehr in Harmonie mit dem Referenzanteil Rei zu bringen. Man kann das mit dem Stimmen eines
Instrumentes vergleichen, dessen Klänge durch stetes Üben in Harmonie mit dem
unveränderlichen reinen Referenzton (Rei) gebracht werden.
Die Wichtigkeit der Einhaltung der
Integrationszeiten, sowie die Konsequenzen bei Missachtung werden hier besonders deutlich.
Ebenso wird klar, dass man für eine vollständige Integration bis hinein in die unteren
Bereiche nicht um den Prozess der Schattenintegration herumkommt.
Die irrige Meinung, mit der
Reiki-Einstimmung sei nun alles bereits vorhanden und getan, ist im kommerziellen Reiki
weit verbreitet. Die Reiki-Einstimmungen oder Einweihungen sind jedoch lediglich eine Option,
d.h., das übertragene Energiepotential kann erst nach entsprechender Wachstumsarbeit und
Integrationszeit voll erschlossen, erfahren und erkannt werden. Versuche, diese Option
für weniger Geld zu ermöglichen oder gar zu verschenken, haben sich nicht bewährt,
sondern fast immer zu einem Mangel an Wertschätzung geführt und einen Qualitätszerfall
bewirkt. Folgende Regel hat sich bestätigt:
Die Chancen das
Energiepotential eines Reiki-Grades vollumfänglich zu integrieren hängen direkt vom
persönlichen Einsatz für diese Energie-Option ab.
Es ist deshalb darauf zu achten,
dass der Schüler oder Meisteranwärter seinen Einsatz möglichst vorab entweder durch
Geld oder Fronarbeit leistet. Man kann das mit dem Kauf eines Tickets für eine lange
Reise vergleichen. Wer vorab für die ganze Reise bezahlen muss, überlegt sich genau, ob
er tatsächlich da hin will. Ist die Reise sehr lang und der Betrag entsprechend hoch,
wird der Betreffende seinen Entscheid sehr sorgfältig abwägen. Die traditionellen Preise
haben hier eine sehr sinnvolle Selektionsfunktion.
Der
traditionelle Reiki-Meister-Weg
"Es
ist noch kein Meister vom Himmel gefallen" heisst es im Volksmund treffend. Für den
Reiki Meister-Grad sind Hingabe, volle Bereitschaft und bewusste Entscheidung
Voraussetzung. Er ist nur für jene gedacht, die diesen Schritt als Lebensweg und Berufung
verstehen. Ebenso wie bei einem handwerklichen Beruf geht dem traditionellen Meister eine
mehrjährige Lehr- und Gesellenzeit voraus.
Nur wenige sind bereit, einen Weg zu
gehen, der etwas kostet und obendrein noch Übung, Geduld und Anstrengung erfordert. Der
traditionelle Weg zeichnet sich dadurch aus, dass er weder schnell noch billig, noch
überhaupt "zu kaufen ist" und vom eigenen Lehrer und seinen Vorgängern
konsequent beschritten wurde.
Gemäss den Bedingungen soll der
Lehrer mit dem Anwärter für die Dauer von wenigstens einem Jahr in engerem Kontakt
stehen, bevor er ihn in den III. Grad initiiert. Dadurch lernt er ihn und sein Umfeld
besser kennen und kann die Ernsthaftigkeit seiner Bestrebung prüfen. Während dieser
Zeit, organisiert der Anwärter u.a. auch Seminare oder Vorträge für seinen Lehrer.
Dabei erarbeitet er sich nebenbei die nötige Demutshaltung und lernt echtes Geben: beides
sind Voraussetzungen für den künftigen Beruf.
Ich selber hatte solch eine
mehrjährige traditionelle Lehrzeit durchlaufen und möchte sie nicht missen. Durch das
Organisieren und den regelmäßigen Kontakt mit meiner Lehrerin, die zu den Seminaren
jeweils von Amerika nach Deutschland kam, hatte ich viel über Reiki und den Unterricht
gelernt.
Meister-Fallen
Nach der III.
Grad-Initiation erfolgt die mindestens 3-jährige Integrationszeit, in welcher der frische
Meister den I. und II. Grad unterrichten darf und soll. Eine feste und klare Beziehung zu
seinem Lehrer ist gerade auch während dieser Zeit unabdingbar und durch nichts zu
ersetzen. Ohne Reflektionsmöglichkeit, ist der neue Meister erfahrungsgemäß nicht in
der Lage, den dem Licht des III. Grades entsprechenden Schatten zu integrieren, denn sein
Ego beginnt sich nun geschickt unter dem lichtvollen Deckmantel des Helfers,
Weltenretters, des altruistischen Meisters oder Heilers zu tarnen.
Meine Erfahrung ist,
dass durch die
Auseinandersetzung mit Spiritualität, der Schatten zwar weniger offensichtlich wird, aber
weiterhin anwächst, und zwar solange, bis er durch bewusste Wahrnehmung und Anstrengung
im Laufe der Zeit mehr und mehr integriert wird.
Wenn nicht das achtsame Auge des
Lehrers, die Integrationszeit begleitet, tappt der neue Meister in eine Falle und bleibt
darin stecken. Es kann auch zu einer Ego-Inflation kommen. Man meint dann, man wisse
bereits alles und brauche sich jetzt nichts mehr sagen zu lassen. Taucht ein solcher
Konflikt auf, verlässt der junge Meister manchmal seinen Lehrer und bleibt in der Falle
der Selbstgefälligkeit gefangen.
Eine weitere Herausforderung stellt
sich dem jungen Meister dann, wenn er schliesslich selber autorisiert ist, Gesellen zu
Meistern auszubilden. Die Versuchung durch Meistereinweihungen das Budget aufzupolieren
ist gross und kann in Zeiten finanzieller Not für jeden zur Gratwanderung werden.
Viele warten gar nicht bis zur
Autorisierung, sondern kürzen die Integrations- und Ausbildungszeit eigenmächtig ab. Die
nichtautorisierte Weitervermittlung des Meistergrades ist die Hauptursache für die
Verbreitung leerer Spreu. Sie lässt sich weder durch Versprechungen noch durch
unterzeichnete Verträge, sondern allenfalls durch einen gesetzlichen Markenschutz
(Lizenzentzug) wirksam unterbinden.
Aus meiner Erfahrung heraus empfehle
ich ganz klar, Ausbildungen bei anderen Lehrern in weiteren ganzheitlichen Methoden nur
zusätzlich und nicht an Stelle der eigentlichen Meisterausbildung zu machen; denn in
der Regel kommen die größten Knackpunkte erst nach 3-5 Jahren und zwar in der Beziehung
zum Lehrer ans Licht.
Der
Reiki-Markt
Man muss sich
bewusst sein, dass gerade das kommerzielle Reiki marktwirtschaftlichen Gesetzen
unterworfen ist und sich die Anbieter einiges einfallen lassen, um ihr Produkt an den
Konsumenten zu bringen.
Raffinierte Wölfe kommen
bekanntlich im Schafspelz. Wo Reiki unter altruistischen Argumenten billig angeboten wird,
ist Vorsicht genau so angebracht, wie dort, wo ohne fundierte Weitervermittlung
unangemessen abkassiert wird. Manchmal basieren Billig- oder sogenannt "faire"
Preise auf idealistisch-perfektionistischen Anschauungen von Menschen mit nicht geerdeter
Spiritualität. Oder es steckt dahinter ein Mangelbewusstsein, das befürchtet, die
Interessenten könnten den Kurs bei einem billigeren Lehrer machen.
Die Idee mit dem II. oder sogar III.
Reiki-Grad in die Breite zu gehen, basiert aber nicht immer auf Unerfahrenheit oder
Mangelbewusstsein. Manchmal steckt dahinter ganz einfach die Absicht, dem
spirituell-esoterischen Publikum für wenig Geld eine weitere Trophäe anzubieten.
Es gibt heute viele, die sich, um
Qualität vorzugeben, unrechtmäßig auf die Tradition bzw. das original USUI-System
berufen und sich nicht scheuen mit ihren Inseraten den Leser zu täuschen.
Ein sich selber als Großmeister
bezeichnender Reiki-Anbieter behauptet beispielsweise, dass er alle Grade original nach
Dr. Mikao Usui unterrichtet. Tatsächlich aber hat er aus verschiedenen Reiki-Abwandlungen
einen Mix zusammengestellt und verbreitet nun die Mär, Fußöffnungen und geheime
Grossmeistergrade gehörten zum Original-Usui-System. Als mein Mann ihn anrief, um ihn
nach der Herkunft seiner Lehre zu befragen, war der angebliche Großmeister jedoch nicht
in der Lage seinen Ausbildungsweg und seine Vorgänger greifbar zu nennen. Seine Schüler
konnte er offenbar mit einem vorgelegten Stammbaum überzeugen, dessen Mitglieder keine
überprüfbare Identität aufweisen, weil von ihnen nur die spirituellen Namen bekannt
sind.
Die Hauptverantwortung für den
Qualitätszerfall von Reiki liegt sicherlich bei den Meistern. Doch auch die Schüler
haben ihren Anteil daran. Der Markt spiegelt lediglich das Verhalten des Konsumenten. Beim
spirituell-esoterisch orientierten Menschen ist oft eine gewisse Naivität feststellbar,
welche einerseits auf eine erfreuliche Offenheit, andererseits auf das nicht
Wahrhabenwollen des menschlichen Schattens zurückzuführen ist.
Trennung von
Spreu und Weizen
Auch wenn
sie sich darum bemühen, bieten Organisationen und Vereinigungen letztlich keine Gewähr
für Qualität. Es gibt Vereinigungen und Heiler-Verbände, die gerade wegen ihrer
Mitglieder notgedrungenermassen den wichtigen Aspekt der Integrationszeit nicht
berücksichtigen können. Sie verfolgen hauptsächlich die Idee "Reiki" (bzw.
das, was davon übrig geblieben ist) möglichst vielen Menschen möglichst billig
zugänglich zu machen.
Was die Reiki-Alliance betrifft, sah
sich die Organisation nach zunehmenden Austritten 1993 schließlich zur
Standpunkt-Deklaration gezwungen und verlangt inzwischen von ihren Mitgliedern wieder die
Einhaltung der traditionellen Richtlinien.
Letztlich kommt der Schüler
nicht darum herum selber die Spreu vom Weizen zu trennen.
Wer am traditionellen USUI-System
interessiert ist, dem empfehle ich, folgendes Vorgehen: Er soll persönlich prüfen, ob
sein Lehrer diesen Weg tatsächlich auch selber vollumfänglich gegangen ist und die
traditionellen Bedingungen alle erfüllt hat. Dabei soll er sich nicht scheuen, beharrlich
den schriftlichen Nachweis der Ausbildung zu verlangen und sogar beim Lehrer des Meisters
nachzufragen.
Ist ein Meister nicht in der Lage,
überprüfbar und lückenlos seinen Ausbildungsgang, die Ausbildungskosten und die
Lehrer zwischen ihm und Phyllis Lei Furumoto (bei Einhaltung der Integrationszeit können
es höchstens zwei sein), zu benennen und auch schriftlich zu belegen, so ist er
nicht den traditionellen Weg gegangen und sollte sich auch nicht auf die Tradition oder
das Usui-System berufen.
Um Reiki, wie es Herr Gilgen
ausdrückt von Schlacken zu befreien, schlage ich vor, dass jeder Reiki-Meister seinen
eigenen Weg einmal kritisch betrachtet. Wer merkt, dass er einen schnellen, bequemen und
billigen Weg gegangen ist, sollte sich die Frage stellen, ob das, was er dabei gefunden
hat, es wert ist, mit anderen Menschen geteilt und verbreitet zu werden.